Zum Männertag bloggen finde ich angemessen. Schließlich mag ich Männer und kann nicht schlechter über sie schreiben als über Frauen. Dass ich im aktuellen Schall-Musikmagazin gleich drei Mannsbilder mit meinen Interviews unterbekommen habe – den supersympathischen DARI, den entspannten Roland Bless und Ben Zucker
– ist natürlich klasse. Lag aber nicht nur an mir, sondern auch am Herausgeber, dem dritten sympathischen Mann im Bunde.
Ich könnte jetzt locker so weiterschreiben (was in der Sonne auf dem Balkon sitzend und den dritten Böllerwagen in der Ferne erspähend auch echten Spaß macht), aber ich muss einen Artikel vorbereiten und da ist Konzentration aufs Wesentliche gefragt. Wobei ich das Interview morgen in Offenburg auch mit einem Mann führe (dem aktuellen deutschen Speerwurf-Weltmeister). Aber es folgen bald auch Leichtathlet*innen, insofern lasse ich mir keine Gender-Bevorzugung unterstellen. Gibts für die eigentlich ein Wort? Genderierung? Wird von der mosernden Textkorrektur ja sofort zu „Generierung“ umformuliert…
Nun gut. Dieses „Gender-Ding“ finde ich in seiner Diskussion ja schon wichtig und angemessen, denn dafür leben wir in einer freiheitlichen Demokratie. Wie weit die sprachliche Fixierung konkret reichen sollte, kann ich für mich allerdings noch nicht abschließend beantworten. Kürzlich sprach ich fürs wunderbare Frauen-Magazin Separee mit einer Wissenschaftlerin über eine FLT*I*-Community, also Frauen, Lesben, trans* und inter* Personen. Klar sieht die Abkürzung in einem Text holprig aus, und bei einem Subjekt immer *in oder /in dranhängen zu müssen finde ich manchmal auch eher nervig. Aber warum nicht, wenn es die Belange aller unterstützt. Ich selbst kann ja auch in jeder Beziehung Frau sein wie ich will. Wenn ich da an andere Länder denke…
Mit einer Leichtathlet*in unterhielt ich mich gerade erst über die im September anstehende WM in Doha und dachte an mein Erlebtes in der Hauptstadt von Katar. Ich hatte einen zweitägigen Aufenthalt als Zwischenstopp, den ich beim hektischen Buchen eines Billigfliegers von Sri Lanka aus kommend glatt übersehen hatte. Aber er war, wie so immer auf meinen Reisen, unglaublich bereichernd, dass ich ihn nicht missen möchte. Ich residierte in einem Palast von Hotel in einer Suite größer als meine Wohnung, und ich lernte, wie ich mich als allein reisende Frau abends in einem Emirat verhalten sollte. Auf der Ufer-Promenade staunte ich tagsüber dann auch nicht schlecht, als ich unzählige Händchen haltende Männerpaare sah. So offen? Hier? Erst später erfuhr ich, dass es nichts mit sexueller Freiheit zu tun hat, sondern mit Freundschaft. Schöne Sache – wenn man nicht wüsste, dass Homosexuellen in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in Iran, Sudan, Mauretanien, Saudi-Arabien und Jemen noch immer die Todesstrafe droht… Was Frauen in diesen Staaten alles verboten ist, zähle ich hier jetzt mal nicht auf. Lieber schließe ich den Kreis wieder zur Leichtathletik, wo gerade beschlossen wurde, dass die Testosteronwerte einer Sportler*in ihre Wettkampfteilnahme beeinflussen. Danach können an den Mittelstreckenwettbewerben der Frauen aktuell nur Personen teilnehmen, deren Testosteronspiegel unter fünf Nanomol pro Liter liegt. Darf man eine Athletin wie Südafrikas Leichtathletik-Olympiasiegerin Caster Semenya demzufolge von Frauenwettbewerben ausschließen, weil ihre Testosteronwerte durch natürliche Gründe (die allerdings auch optische Ausprägungen haben) zu hoch sind? Meine Kollegen der dpa und vom DLV berichteten sachlich:
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat die neue Regelung bereits bestätigt, sie wird aber weiter kontrovers diskutiert. Gestern wurde bekannt, dass Semenya vor das Schweizer Bundesgericht zieht, um das Urteil anzufechten. Ohne Erfolg müsste sie sich einer Hormontherapie unterziehen, sollte sie weiterhin an Frauenrennen zwischen 400 Metern und einer Meile (1609 Meter) teilnehmen wollen. Bin gespannt, wie sich die Leichtathletik-WM dann Ende September tatsächlich gestaltet. Sehr gespannt. Männer sind ja auch dabei 🙂
***Ich finde übrigens nicht, dass sie es jetzt schwerer haben als zu Zeiten, in denen sie noch Ernährer, Begatter und Bespaßer in einem waren. Auch die Männer dürfen sich neu definieren, das ist doch toll! Ich denke, man(n) ist, was man(n) draus macht. Und damit beende ich meinen philosophischen Männertags-TED in der Online-Version und schaue nach einer von Grillfleisch unterstützten Offline-Variante im Park.