Bam! And Blog!

Ich bin wieder da, sagenhafte neun Monate nach meinem letzten Blog-Eintrag. Tja, was soll ich schreiben. Das Übliche … Zeit habe ich auch nur dank des Corona-Virus, das mich immerhin drei Jahre lang verschonte und „erst“ jetzt niederschlug. Aber so richtig. Bam. Bald gibt´s dann hoffentlich wieder Bambule. Dazwischen ein Verweis auf DJ Westbam, den ich schon länger kenne und in Berlin auf ein Interview traf, das sich im aktuellen Playboy auf drei Seiten erstreckt und sogar dem Tagesspiegel einen Artikel wert war. Da es noch nicht online ist, die abfotografierte Version hier. Ein bisschen Stolz muss sein…

Und damit bin ich auch schon wieder weg. Zum Erscheinen meiner exklusiven Interviews mit den Musikern Schiller und Romano Ende März werde ich mich sicher länger melden. Will. Die Überschrift ist schließlich ernst gemeint …

Stolz und Demut

Wenn ich schon an einem Wochenende arbeite, dann sollte es auch erwähnt werden, oder? Immerhin war mein Samstag perfekt. Am Morgen beim Bäcker schnurstracks die Wochenendausgabe der Berliner Zeitung gekauft und zufrieden auf mein zweiseitiges Exklusiv-Interview mit Reinhold Messner gekrümelt. Es wurde komplett so gedruckt, wie es mir „einer der größten Abenteurer unserer Zeit“ freigegeben hatte, das macht mich natürlich stolz. Auch Messners Zitat „Der Respekt gegenüber der Natur ist verloren gegangen“ als Überschrift passte perfekt.

Nicht so glücklich war ich vorab mit der Online-Version, die eine andere Headline bekommen hatte (siehe hier). Aber gut, so ist das eben im Freien-Leben. Und die Korrespondenz mit Chefredakteur Tomasz Kurianowicz war klasse, weil direkt und nett, das macht alles wett.

Aber ich will gar nicht ins Reimen (bzw. Schleimen) kommen. Toll war so oder so, Reinhold Messner und seine Frau Diane in Berlin getroffen zu haben. Ich hatte den Bergsteiger bereits vor längerer Zeit für ein Magazin interviewt und freute mich auf das Gespräch, auch weil ich am Vorabend beim Berliner Bergfilm-Festival Messners beeindruckenden Vortrag zum Nanga Parbat gesehen hatte. In der Pause plauderte ich kurz mit Diane und war beeindruckt von ihrem Engagement und ihrer Liebe zu Berg und Bergsteiger. Die Blumen(Tattoo)-verzierte Luxemburgerin ist ja in meinem Alter und seit fast genau einem Jahr mit dem Südtiroler verheiratet. Beide verliebt zu sehen war eine Freude, und Messner am nächsten Tag im Zwei Stunden-Interview zu lauschen war es ebenfalls. Sogar ein gemeinsames Foto war noch drin, auch wenn Reinhold Messner auf dem anders schaut als im Gespräch…

Klar ging es da auch um die Massentouristik am Mount Everest und meine Meinung zu den „Helikopter-Heroes“ steht fest. Aber die Menschen wissen es nun mal nicht besser „und Millionen Berge sind ja auch noch wild“ (Zitat Messner), da will ich nicht zu kritisch sein. Messners Demut vor den Achttausendern übertrug sich auf alle Fälle auf mich. Und vielleicht besuche ich ja im nächsten Mai sein neues Sherpa-Museum in Nepal…

Erstmal hieß es gestern dann aber: Fertigmachen für den Nominiertenabend zum Deutschen Filmpreis 2022 im BITE by Ritter Richard-Restaurant. Ja, so heißen „In-Locations“ in Berlin. Ich war für die BUNTE da und erfuhr beim illustren Flying Dinner so einiges über Filme, Finanzen, Business und Banales. Auch übers Gärtnern. Das scheint der neueste Trend bei Schauspielern zu sein, zumindest frönen ihm Promis wie Alexander Scheer („Leander Haußmanns Stasikomödie“) und Marleen Lohse („Die Schule der magischen Tiere“). Scheer düste dann auch tatsächlich noch in die besagte Laubenpieperkolonie kurz vor Weissensee, um nach seinen Zucchinis zu schauen. Ich war beeindruckt und beendete den Tag zufrieden mit einem nächtlichen Blick im Fast-Vollmond auf meine drei wunderbar gediehenen Balkonpflanzen.

Soviel zu meiner aktuellen Arbeit, die ich neben meinem tollen Hauptjob als Marketingmanagerin beim Olympiastützpunkt Berlin ausübe. Es sei festgehalten: Ich bin mega glücklich mit der neuen, alten Situation und arbeite wirklich gern!

Zwischendrin war ich übrigens kurz auf dem Open Air von „Stil vor Talent“ (ist nicht mein Arbeitscredo, aber ein gutes Musiklabel) und heute gehe ich ein zweites Mal zum Tempelhof Sounds-Festival. Wer arbeitet, kann ja auch feiern. Ab morgen dann erst einmal wieder andersherum…

I love it: Palmen und Diskokugeln

Alles neu macht der Mai

Da bin ich wieder. Ich finde, der Tag der Arbeit ist bestens dafür geeignet, um sich hier mal wieder blicken zu lassen. Dass der 1. Mai auf einen Sonntag fällt, ist natürlich nicht optimal, aber niemand sagt, dass man fürs Schreiben ausgeschlafen sein muss. Oder nüchtern. Wobei ich schon überlegt habe, ob ich wirklich (wirklich?) heute will und wofür dieses Datum eigentlich steht. Für einen Streik und generelle Beschwerdeaktionen in der Öffentlichkeit möchte ich hier nicht plädieren. Dann schon lieber applaudieren für den Beginn meines Lieblingsmonats Mai, der im Mittelalter fast schon niedlich Wunnimanod genannt wurde – Weidemonat. Die Vorstellung, dass man nach langem Darben in häuslicher Einengung wie ein junges Tier auf eine Wiese springt und alle Viere von sich streckt, gefällt mir ausgesprochen gut. Vielleicht tue ich es später noch (und ja, in Berlin gibt es auch weite Wiesen).

Vorher läute ich hier noch mein neues Arbeitskapitel ein, das Mitte April begonnen hat. Zwischenzeitlich ist viel passiert, was – kurz gefasst – auch mit meinem Willen, mich beruflich weiterzubilden und neu aufzustellen, zu tun hat. Corona ist leider immer noch Thema, ein Krieg in unmittelbarer Nähe ebenfalls und bereits bestehende Krisen durch Klimawandel und Co. geben einem nicht unbedingt das Gefühl, in einer sicheren und schönen Welt zu leben. Aber hey, jeder kann etwas dafür tun, vor allem wir in Deutschland! Wie sagte Ruby O. Fee, die adrette Freundin von Schauspieler Matthias Schweighöfer, am Freitagabend am Ku´Damm so schön zu mir:

„Auch wenn wir im großen Universum als Menschen ganz klein sind, kann jeder Einzelne groß sein, wenn er etwas verändert.“ 

Wir hatten uns unter anderem über Sterne unterhalten (die man in Berlin ja nur so halb sieht) und ich fand ihre Äußerung echt schön. Schön waren natürlich auch die Top-Models, die zur Shop-Eröffnung von Ralph Lauren eingeladen waren, allen voran Toni Garrn und Cosima Fritz. Ich war aber nicht zum Anschauen da, sondern zum Berichten für die BUNTE.

Und damit komme ich auch schon zu den beruflichen News, galant von hinten aufgerollt. Ich arbeite seit Ostern nebenberuflich wieder als freie Redakteurin, was bereits zu einem neuen Interview mit TV-Ikone Frank Elstner für den Reflex-Verlag und zu kleinen „Rote Teppich-Einsätzen“ führte. Viel wichtiger ist aber mein neuer Hauptjob, für den sich die Strapazen der Weiterbildung zur Marketing Managerin definitiv gelohnt haben. Als solche bin ich nun beim Olympiastützpunkt (OSP) Berlin tätig und hatte am 27. April gleich meinen ersten offiziellen „Großeinsatz“ bei einem Sport-Event. Der OSP-Spendenlauf für geflüchtete ukrainische Sportler*innen stand an – und wurde ein voller Erfolg mit knapp 300 Beteiligten, 30.000 Euro gesammelten Geldspenden und gehörig viel Spaß.

Für mich war das Event zudem ein wunderbarer Einstieg in ein tolles Team, das sich hochengagiert für den Sport und die Aktiven, allen voran die Olympioniken, einsetzt. Das Wetter passte, die Stimmung passte und das Sportforum Berlin als neue Laufbahn passt für mich auch…

Gutgelaunt konnte ich mich zwei Tage später ins Gallery Weekend stürzen und gleich mit einer Vernissage starten, die ebenfalls hochkarätig besetzt war. In der „JanineBeanGallery“ auf der Torstraße lud Guido Schulz zur Vernissage mit Fotografien aus seinem Bildband „Lärm der Zeit“. Guido ist nicht nur der Manager von DJ Legende Westbam und Hip Hop Urgestein Bass Sultan Hengzt, sondern seit den achtziger Jahren eine echte Größe im Musikgeschäft – und Fotograf. Zur Eröffnung seines Galerie-Separées kamen dann auch Max alias DJ Westbam, die Schauspieler Ben Becker, Christin Nichols und Rainer Meifert, DJ Norbert aus dem ehemaligen Berliner Kult-Club „Linientreu“, Maler Sebastian Nebe, RadioEins-Moderator Olaf Zimmermann und viele andere.

Ich greife an dieser Stelle ein bedeutendes Wort aus Guidos oben abgebildeten Foto auf und schreibe: I m happy! Mit allem! Deshalb gehts jetzt mit Wonne auf die Wiese. Möge der Mai mit uns (allen) sein.

Alles anders

Time to say goodbye – ich verabschiede mich. Seit 1. April arbeite ich als Reporterin für die „Stars & Stories Experts“ der Bauer Women KG und muss schreiben: Es ist schön, wieder Teil eines Teams zu sein. Das Corona-Virus hat definitiv einen Teil dazu beigetragen, dass ich dieses Gefühl sehr mag und mich auf die neue Arbeit freue. Alles ist inzwischen anders, als ich es mir Silvester auch nur ansatzweise hätte vorstellen können. An dieser Stelle brauche ich zu der Corona-Krise nichts zu schreiben, denn jeder weiß, wie sich das Leben auf unserem schönen Planeten verändert hat, seit das Virus das weltweite Geschehen bestimmt. Was keiner so richtig weiß, ist, wie es weitergehen wird, aber da vertraue ich auf den Oscar Wilde-Spruch meines letzten Blog-Eintrags – und nutze die Energie des Frühlings, um jeder Veränderung optimistisch entgegenzuspringen …

Springtime

Das Wort zu Silvester

Okay, dann mal los. Wort halten ist mir ja wichtig. Besonders mein eigenes. Das nächste Strandinterview war mein Ziel, um hier mal wieder in die Tasten zu tippen, aber es kam „nur“ privat auf Hawaii zustande. „Aquaman“ Jason Momoa war auch im Spiel, und wäre ich nicht so strikt im Trennen von beruflich und privat… Aber für Privates ist dieser Blog nun mal nicht gedacht. Zum sieben Monate Pause machen natürlich auch nicht. Wobei Pause ein gutes Stichwort ist zum Jahresende. Alle wollen sie, die Pause, zum abschalten, achtsam sein, aktiv natürlich irgendwie auch und danach auf keinen Fall mehr arschig. Wozu das ganze Tamtam sein soll, wenn man es doch schön übers Jahr verteilen kann, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. 2019 hatte ich auch zu viel zu tun, um darüber nachzudenken. Die Selbstständigkeit fordert mich sehr, aber da sie von mir gewollt war und mir viele Freiheiten verschafft, beklage ich mich nicht. Dass ich nicht einmal krank wurde seit meiner selbst gewählten Kündigung – nicht mal erkältet war! –  sagt vieles. Wobei ich manchmal schon überlege, mir einen Männerschnupfen zuzulegen, nur um auch mal einen Grund zur Arbeitsverweigerung zu haben. Aber es gab so viele schöne Termine in diesem Jahr,  dass ich immer ohne Probleme morgens aus dem Bett gesprungen bin. Für die Frühdienste der dpa oder das Liefern von Meldungen zu einem Rote-Teppich-Termin am Vorabend muss ich das ja regelmäßig. Alle Mühe wird aber immer belohnt auf meiner stillen und schnellen Radfahrt durch das noch schlafende Berlin rüber über die dunkle Spree, die ich liebe und an deren Ufer ich gern meinen Körper und meine Seele baumeln lasse.

Spreeidylle auf der Fahrt zur dpa

Die Zeiten, wo man in Bars, die Zahlen trugen, unter einer Diskokugel über den Rand des Flusses schaute und von der Unendlichkeit des Sonntagmorgens träumte, sind zwar vorbei, aber der Berliner Untergrund lässt sich auch von hässlichen Neubauten nicht verdrängen. Schade ist es natürlich schon, dass die Leichtigkeit des Lebens in Berlin irgendwie verloren geht. Selbst die Interviews haben einen anderen Charakter bekommen, da sie immer öfter nicht mehr in einer Location, sondern am Telefon oder schriftlich geführt werden. Wie schön, dass ich 2019 viele Gespräche an ausgewählten Orten führen konnte, die ein bisschen was erzählen von meinem Gegenüber. Da ich lange nicht mehr gebloggt habe, nenne ich hier mal einige Beispiele:

Weltklasse-Sprinterin Gina Lückenkemper interviewte ich für den Focus in einem Cafe am Berliner Kurfürstendamm, wo sie ihre Wasserflasche nicht aus den Augen ließ, und Supermodel Karolina Kurkova empfing mich für die Zeitschrift Bunte in einer Villa, in deren Pool Kinderwagen ihrer Kinderkollektion für eine Launchparty drapiert waren.

Ex-Turnprofi Philipp Boy bestellte mich für den Tagesspiegel in einen Outdoor-Sportpark, und „Meute“-Drummer Markus Lindner zeigte mir für das SCHALL-Musikmagazin sein Tonstudio, das zufällig im selben Haus zu finden ist, in dem ich Schlagzeug spiele…

Schauspielerin Jenny Elvers ließ sich am Rande einer Gala fürs dpa-Gespräch in die Raucherpause begleiten. Ihre Kollegin Natalia Wörner konnte ich für die Bild am Sonntag in der Deutschen Staatsoper begrüßen, und der mehrfache Ironman-Gewinner Patrick Lange gab mir in der Berliner Adidas Run Base wertvolle Lauftipps für WELT.

Speerwurf-Ass Johannes Vetter empfing mich für die SUPERillu und leichtathletik.de in seiner Wohnung in Offenburg und zum krönenden Abschluss des Jahres konnte ich die Elektro-Musiker Paul und Fritz Kalkbrenner exklusiv für ein dpa-Gespräch in der Berliner Wohnung ihrer Mutter treffen.

Alles Termine, die Spaß gemacht haben und ein wenig Einblick gaben in das bunte Leben der Prominenz. Ob es 2020 so weitergehen wird, weiß ich natürlich nicht. Meine eigene Berufsbranche befindet sich in solch einem massiven Umbruch, dass ich mich auf vieles vorbereite. Für mich zählt aber nach wie vor das, woran angeblich schon Oscar Wilde glaubte:

“Everything is going to be fine in the end.
If it’s not fine it’s not the end.”

In diesem Sinne wünsche ich einen optimistischen und fröhlichen Rutsch ins neue Jahrzehnt!

Ach und eh ich es vergesse: Wer noch nicht weiß, wohin im neuen Jahr – ich hätte da eine Idee 🙂 Abgeleitet von meinem Winter 2017 in Südafrika und nachzulesen in meinem Beitrag im aktuellen Playboy:

https://www.playboy.de/lifestyle/kultur/reise/12-reiseziele-fur-12-monate-0

Und weil ich grad beim Playboy bin, die letzten News des Tages (Stand: 31.12.2019, 19.42 Uhr):

Chefredakteur Florian Boitin hat im aktuellen Playboy-Newsletter seine Top 6 des Jahres 2019 benannt. Für ihn das Interview des Jahres: Tim Lobinger.

https://www.playboy.de/stars/sport/tim-lobinger-ich-blende-komplett-aus-nur-einen-zeitraum-x-zu-haben

Und auch wenn ich mich ungern selbst lobe, so will ich doch schreiben, dass ich dieses Interview mit Tim dem Playboy angeboten hatte, dann organisiert und schließlich im Januar mit Kollege Philipp Nowotny in München geführt. Damit unter den Top 6 eines Chefredakteurs zu erscheinen, den ich sehr schätze, ist ein schönes Kompliment zum Ende des Jahres, auf das ich gleich dankbar anstossen werde.

Männer…

Zum Männertag bloggen finde ich angemessen. Schließlich mag ich Männer und kann nicht schlechter über sie schreiben als über Frauen. Dass ich im aktuellen Schall-Musikmagazin gleich drei Mannsbilder mit meinen Interviews unterbekommen habe –  den supersympathischen DARI, den entspannten Roland Bless und Ben Zucker

– ist natürlich klasse. Lag aber nicht nur an mir, sondern auch am Herausgeber, dem dritten sympathischen Mann im Bunde.

Ich könnte jetzt locker so weiterschreiben (was in der Sonne auf dem Balkon sitzend und den dritten Böllerwagen in der Ferne erspähend auch echten Spaß macht), aber ich muss einen Artikel vorbereiten und da ist Konzentration aufs Wesentliche gefragt. Wobei ich das Interview morgen in Offenburg auch mit einem Mann führe (dem aktuellen deutschen Speerwurf-Weltmeister).  Aber es folgen bald auch Leichtathlet*innen, insofern lasse ich mir keine Gender-Bevorzugung unterstellen. Gibts für die eigentlich ein Wort? Genderierung? Wird von der mosernden Textkorrektur ja sofort zu „Generierung“ umformuliert…

Nun gut. Dieses „Gender-Ding“ finde ich  in seiner Diskussion ja schon wichtig und angemessen, denn dafür leben wir in einer freiheitlichen Demokratie. Wie weit die sprachliche Fixierung konkret reichen sollte, kann ich für mich allerdings noch nicht abschließend beantworten. Kürzlich sprach ich fürs wunderbare Frauen-Magazin Separee mit einer Wissenschaftlerin über eine FLT*I*-Community, also Frauen, Lesben, trans* und inter* Personen. Klar sieht die Abkürzung in einem Text holprig aus, und bei einem Subjekt immer *in oder /in dranhängen zu müssen finde ich manchmal auch eher nervig. Aber warum nicht, wenn es die Belange aller unterstützt. Ich selbst kann ja auch in jeder Beziehung Frau sein wie ich will. Wenn ich da an andere Länder denke…

Mit einer Leichtathlet*in unterhielt ich mich gerade erst über die im September anstehende WM in Doha und dachte an mein Erlebtes in der Hauptstadt von Katar. Ich hatte einen zweitägigen Aufenthalt als Zwischenstopp, den ich beim hektischen Buchen eines Billigfliegers von Sri Lanka aus kommend glatt übersehen hatte. Aber er war, wie so immer auf meinen Reisen, unglaublich bereichernd, dass ich ihn nicht missen möchte. Ich residierte in einem Palast von Hotel in einer Suite größer als meine Wohnung, und ich lernte, wie ich mich als allein reisende Frau abends in einem Emirat verhalten sollte. Auf der Ufer-Promenade staunte ich tagsüber dann auch nicht schlecht, als ich unzählige Händchen haltende Männerpaare sah. So offen? Hier? Erst später erfuhr ich, dass es nichts mit sexueller Freiheit zu tun hat, sondern mit Freundschaft. Schöne Sache – wenn man nicht wüsste, dass Homosexuellen in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in Iran, Sudan, Mauretanien, Saudi-Arabien und Jemen noch immer die Todesstrafe droht… Was Frauen in diesen Staaten alles verboten ist, zähle ich hier jetzt mal nicht auf. Lieber schließe ich den Kreis wieder zur Leichtathletik, wo gerade beschlossen wurde, dass die Testosteronwerte einer Sportler*in ihre Wettkampfteilnahme beeinflussen. Danach können an den Mittelstreckenwettbewerben der Frauen aktuell nur Personen teilnehmen, deren Testosteronspiegel unter fünf Nanomol pro Liter liegt. Darf man eine Athletin wie Südafrikas Leichtathletik-Olympiasiegerin Caster Semenya demzufolge von Frauenwettbewerben ausschließen, weil ihre Testosteronwerte durch natürliche Gründe (die allerdings auch optische Ausprägungen haben) zu hoch sind? Meine Kollegen der dpa und vom DLV berichteten sachlich:

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/caster-semenya-will-keine-hormon-reduzierung-vornehmen/

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat die neue Regelung bereits bestätigt, sie wird aber weiter kontrovers diskutiert. Gestern wurde bekannt, dass Semenya vor das Schweizer Bundesgericht zieht, um  das Urteil anzufechten. Ohne Erfolg müsste sie sich  einer Hormontherapie unterziehen, sollte sie weiterhin an Frauenrennen zwischen 400 Metern und einer Meile (1609 Meter) teilnehmen wollen. Bin gespannt, wie sich die Leichtathletik-WM dann Ende September tatsächlich gestaltet. Sehr gespannt. Männer sind ja auch dabei 🙂

***Ich finde übrigens nicht, dass sie es jetzt schwerer haben als zu Zeiten, in denen sie noch Ernährer, Begatter und Bespaßer in einem waren. Auch die Männer dürfen sich neu definieren, das ist doch toll! Ich denke, man(n) ist, was man(n) draus macht. Und damit beende ich meinen philosophischen Männertags-TED in der Online-Version und schaue nach einer von Grillfleisch unterstützten Offline-Variante im Park.

Diagnose Blog-Blockade

Hab ich wirklich das letzte Mal am 15. März gebloggt? Kommt mir gar nicht so vor. Aber klar, ich hatte ja bis Ostern zu tun. Und nach Ostern auch. Dazwischen war ich offline bzw. behaupte das jetzt mal. Bin ich damit aus dem Schneider? Rhetorische Frage,  logo, denn die Entscheidung, hier öfter zu schreiben, habe ich ja freiwillig getroffen. Natürlich habe ich öfters daran gedacht, dass ich mal wieder müsste. Nur mag ich das Wort „müssen“ ja nicht so.  Dürfte ich auch mal einen Award verleihen, ginge meiner an die Werbeagentur, die sich den Slogan „Weniger müssen müssen“ ausgedacht hat. Auch ohne Prostata finde ich ihn einfach toll. Aber ich schweife ab. Ist immer so, wenn die Schuldfrage geklärt werden muss…

Ich habe mich wirklich oft (wenn auch nur schwach) an meinen Februarvorsatz erinnert, ehrlich. Gerade eben erst zur Party von Montblanc im ehemaligen Goya/Metropol/Kitkat am Nollendorfer Platz in Berlin. Geladen waren da auch die Instagram-Influenzer-IT-Girls Poppy Delevingne, Suki Waterhouse und Toni Garrn. Muss man(n) nicht kennen, ich allerdings schon. Als ich ihr Posing vor Koffern und anderem Partyinventar sah, dachte ich kurz an meine aktuelle Blog-Blockade.  Ob mich ein neuer, frischdesignter und unkaputtbarer Koffer umstimmen würde? Wohl kaum. Tatsache ist, dass es mich wenig stört, NICHT mitteilen zu müssen, wessen Koffer bzw. Outfit ich gerade trage und woher meine glatte Haut kommen könnte, wenn ich sie denn hätte. Diese Freiheit habe ich dann gleichmal mit der anwesenden Musikkapellen-„Meute“ gefeiert, die ihrem Namen ganze Ehre machte:

Montblanc-Meute
Die Musikkapelle „Meute“ beim Montblanc-Event

Palina Roijnski und Lars Eidinger legten auch noch auf, aber das ist ja nichts Besonderes mehr in Berlin. Ein angezogenes und wohlerzogenes Blas-Orchester im ehemaligen Kitkat schon.

Natürlich habe ich nur kurz gefeiert, es hieß ja auch arbeiten davor und danach. Womit sich wieder der Kreis zu Ostern schließt. Es gibt viel zu tun… und ich habe doch keine Zeit… Aber sicher bald wieder! Im Sommer vielleicht, nach einem Strandinterview  😉

Honig im Zopf

Sollte ich erwähnen, dass es regnet? Schon länger. Durchgehend. Ist natürlich toll für die Natur. Ich freue mich auch, sogar wenn ich auf dem Rad sitze. Na gut, bei meinem ersten Montagstermin war ich dennoch froh, dass ich nur übers Radfahren sprechen musste und einen Kaffee gereicht bekam bei milden Zimmertemperaturen. Anlass war die Einladung von Bahnradsportler Robert Förstemann, der stolz verkündete, in den Para-Sport gewechselt zu sein. Er fährt nun als Tandem-Guide mit dem sehbehinderten Kai Kruse und startet am Samstag im niederländischen Apeldoorn  bei der Paracycling-WM im 1000-Meter-Zeitfahren.  Das Interview mit Robert  findet man in der heutigen Print-Ausgabe des Tagesspiegel, online

https://www.tagesspiegel.de/sport/robert-foerstemann-ich-will-ein-statement-setzen/24104816.html

und das Foto vom gut gelaunten Duo beim Pressetermin gibt´s hier:

Förstemann-Kruse

Robert hat Bock auf Neues neben dem Teamsprint – nach 15 Jahren Einzelfahren legitim würde ich sagen. Dass er aufgrund seines schweren Sturzes im Januar unter Schmerzen fährt, aber auf Medikamente verzichtet und sogar bei den Six Days Ende März in Manchester wieder Speed im Einzel fahren wird, ist taff. Da weiß ich mal wieder, warum ich keine Profisportlerin geworden bin…

Warum keine Schauspielerin, weiß ich auch schon längst, konnte es mir Dienstag aber mal wieder ins Gedächtnis rufen. Da stand ich für die Berliner Morgenpost vor dem Zoo Palast am roten Teppich der Premiere des Kinofilms „Head full of Honey“ und fror, während ich auf die Stars des Abends wartete. Als ich Emily Mortimer („Mary Poppins Rückkehr“) im schulterfreien Kleidchen Interviews geben sah, war ich froh, dass ich Mantel und Schal trug und mir von einem Heizpilz den Kopf wärmen ließ. Der war natürlich unwichtig, als Matt Dillon kam und bereitwillig meine Fragen beantwortete.  Toller Typ. Charismatisch und unvergessen in „Wild Things“. Die anderen Filme mit ihm habe ich auch alle  – bis auf „The house that Jack built“ – gesehen.  Aber der eine war einfach zu gut und irgendwie sieht Matt auch fast noch aus wie früher…

MattDillon
Matt Dillon im Interview

Nach ihm gab Eric Roberts Interviews und bei ihm musste ich schon genauer hinsehen, um ihn zu erkennen. Gut, sein mir bekannter Film „Dark Honeymoon“ liegt schon etwas zurück, aber er ist eben auch schon 62. Und sehr höflich. Als ich kurz für ein Telefonat unterbrach, wartete er geduldig und  gab erst nach dem Ende unseres Gesprächs einem wartenden TV-Team seine Antworten:

EricRobertsDreh
Eric Roberts im TV-Gespräch

Und weil ich grad von Honey schrieb: Til Schweiger, Regisseur und Produzent von „Head full of Honey“,  kam natürlich auch noch vorbei und  flachste herum. Ihm sei kalt und er erkältet, die Kritiker in den USA blöd, aber er gut drauf und zufrieden und dankbar und ohne Freundin. Aha. So geht es also auch. Ob er auch manchmal Honig im Kopf habe, fragte ihn eine Kollegin. Er verstand „Zopf“ und lachte so scheckig wie in „Der bewegte Mann“. Ja, da macht Arbeit Spaß. Sein Film „Head full of Honey“ war dann wider Erwarten und wider der US-Kritiken auch gar nicht so schlecht. Vor allem die elfjährige Enkelin der Hauptfigur, die von Nick Nolte gespielt wird, war so herzerfrischend süß, dass man galant darüber hinwegsehen konnte, dass sie im wahren Leben die Tochter des 78-jährigen ist. Tochter. Nicht dass das auf der Aftershow-Party danach ein großes Thema gewesen wäre. Da ging es eher um andere „Projekte“. Ich hörte zu und schrieb, ähm, nicht mit. Festhalten kann ich dennoch: Man erfährt auf so einem Event durchaus spannende News. Neue Geschichten wollen ja auch gefunden werden…

Jetzt finde ich aber erstmal den Ausgang ins Wochenende und erfreue mich an dem Berlin Buddha, der mir auf dem Nachhause-Weg vom dpa-Büro in einem kurzen regenfreien Moment ein Herzchen zuwarf:

Berlin Buddha

HAPPY WEEKEND!

Frei, Frau und Feiertag

Lesungen sind ja so eine Sache: Bist du müde, hörst du nicht wirklich zu, kommst aber vielleicht mal zum Nachdenken über andere, im Idealfall wichtige Dinge. Oder du hörst zu (weil nicht müde) und kommst zum Nachdenken über gesagte, wichtige Dinge. So auch bei meiner ersten Schönen Lesung von radioeins. Sie nennt sich so und hat den Namen sicher auch verdient, denn allein der große Sendesaal des rbb ist wirklich schön.

Radio1-Lesung
Autorin Hanya Yanagihara und Literaturagent Thomas Böhm

Wer hier liest, muss nicht zwangsläufig schön sein, gestern passte es aber ganz gut mit dem Hinschauen nebst Hinhören, denn Mark Waschke las vor und der sieht eigentlich in jedem seiner Filme, allen voran der Berliner Tatort, gut aus. Aber um ihn ging es natürlich nicht, sondern um das erste Buch der einmalig anwesenden Autorin Hanya Yanagihara, „Das Volk der Bäume“ von 2013. Dass sie nicht aus ihrem zweiten Roman, dem Bestseller „Ein wenig Leben“ las, sondern aus einem Buch, das bereits vor sechs Jahren veröffentlicht wurde, mag seltsam anmuten. Wenn man dann aber erfährt, dass sie 18 Jahre an ihm geschrieben hat, erscheint einem der Termin fast schon „zeitnah“. Und der Inhalt passt auch erstaunlich gut zum aktuellen  Weltgeschehen.

In „Das Volk der Bäume“ geht um einen Arzt, der auf einer Insel glaubt,  ein Mittel gegen die Sterblichkeit gefunden zu haben. Damit erhebt er sich an die Spitze der Wissenschaft, leitet aber auch die Kolonisierung und Zerstörung der Insel ein. Der Roman basiert auf einem realen Fall: dem Missbrauchsskandal um den US-amerikanischen Virologen und Nobelpreisträger Daniel Carleton Gajdusek. Yanagihara stellte in ihrer Kommentierung selbst einen Bezug zu den Missbrauchsvorwürfen gegenüber Woody Allen & Co her, den der Moderator,  radioeins-„Literaturagent“ Thomas Böhm, wortgewandt hinterfragte. Überhaupt war die gesamte Lesung lobenswert, weil kurzweilig und bisweilen sogar amüsant. Hanya Yanagihara ist definitiv eine beeindruckende und humorvolle Frau. Mir gefiel die Tatsache, sie am internationalen Frauentag, der in Berlin gerade zum Feiertag auserkoren wurde, kennenzulernen. Frei hatte ich nicht wirklich, denn ich führte vorab noch ein Interview mit einer Leichtathletin für den Tagesspiegel, aber hey, es war eine Frau, und insofern….

Ich ließ es mir dann auch nicht nehmen, Mark Waschke besonders lange zu applaudieren, denn er las wunderbar flüssig und stimmig Passagen aus der deutschen Fassung des Buches vor und vermittelte mit seiner Lesebrille einen völlig neuen Eindruck. Ich musste lächelnd an mein dpa-Gespräch mit ihm auf der Berlinale denken, wo er mir von seinem Gott mit den zwei Geschlechtern erzählt hatte – einem „mit Schwanz und Titten“. Was für ein herrlicher Zufall, dass Yanagihara in dem Moment ebenfalls einen Satz sagte, in dem Gott vorkam, und der mich abschließend noch in die Berliner Nacht begleitete: Das Schreiben habe ihr ein gottgleiches Gefühl gegeben. Hatte das jemals eine Autorin so offen von sich behauptet? Zumindest habe ich davon nichts mitbekommen. Von einem Autoren wie Bild-Kolumnist Franz-Josef Wagner indes lese ich Sätze wie diese dagegen gefühlt täglich…

Nun denn, das Resümee meines ersten freien Frauentages in Berlin sei kurz zusammengefasst: Frei, Frau und Feiertag sind Begriffe, die wunderbar zusammenpassen. Aber wirklich neu ist das in Berlin nun auch wieder nicht. Allein die Tatsache, dass die Hauptstadt mit der Anzahl ihrer Feiertage anderen Bundesländern hinterherhinkt, ist das entscheidende Argument, das ich natürlich noch gebührend gefeiert habe…

Blog, barock und bunt

So, der Blog-Probemonat ist rum – und ich verlängere. Macht auch Sinn, denn nach einem kurzweiligen Februar, in dem noch Interviews mit Inka Bause, Jürgen Drews, Ben Becker sowie die Album-Präsentation von Schiller anstanden, startete der März farbenfroh und inspirierend mit einem Pressegespräch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die frische Moderation von Generaldirektorin Marion Ackermann sowie das flotte Begrüßen durch Albertinum-Chefin Hilke Wagner waren alles andere als barock und die grelle Sockel-Gestaltung in der Eingangshalle durch die kanadische Künstlerin Judy Radul ein absoluter Eyecatcher.

Judy Radul im  Albertinum  „Demonstrationsräume“  könnte man in Dresden ja auch falsch verstehen, aber so ist es doch perfekt. Zumal die Arbeiten des modernen Interventionsprojektes an die Ideen El Lissitzkys anknüpfen, dessen abstrakte Kunst parallel in den „Zukunftsräumen“ ein Stockwerk höher zu sehen ist. Neben Lissitzkys nachgebautem Ausstellungsraum von 1926 und seinen Werken werden hier auch bekannte Arbeiten von Kandinsky und Mondrian gezeigt:Albertinum: MondrianUnd ich muss festhalten: Die Ausstellung zur abstrakt-konstruktiven Avantgarde in Dresden von 1919 bis 1932 besticht nicht nur durch Farben und Formen, sondern auch durch allerhand Wissenswertes. Dass meine Heimatstadt Barockkunst UND Bauhaus vereint, wusste ich zum Beispiel nicht. Man lernt eben nie aus und auf Pressekonferenzen manchmal sogar dazu…

Am Abend ging es dann zur „Kollektiv“-Präsentation der Modedesign-Studenten der Fachhochschule Dresden. Nadja Herklotz, Laura Schmidt und Miriam Goerdt waren während ihres Studiums augenscheinlich vor allem eines gewesen: produktiv und kreativ. Vor 400 Gästen ließen sie im Kraftwerk Mitte ihre Models über mehrere Etagen laufen und zeigten selbst Fashion Week-verwöhnten Berlinerinnen wie mir etwas Neues mit dem, was Mode auch kann. Zum Beispiel Menschenhaare verwerten. Einmal genauer hinschauen bitte:

Model Nastasia

Model Nastasia trägt auf dem Kopf Haare, klar, aber auch einen Mantel gefüttert mit dem wertvollem Gut. Und jetzt mal raten, von wem wohl…

Nadja Herklotz mit Freund Lukas

Nadja und ihr Freund Lukas aus Berlin legten die Schlussfolgerung nahe. Die junge Designerin gab auch gern zu, dass ihre Haare im Mantel zu finden sind. Aber eben nicht nur: Sie habe zusätzlich beim Friseur und unter den Studenten gesammelt. Ihr Argument für nachhaltige Mode ist einleuchtend: Haar eignet sich wunderbar zur Wärmedämmung. Tut Lack aber auch. Deshalb gefiel mir die futuristische Sport-Kollektion „Mutare“ von Gisa Bigl dann ein klein wenig besser:

Gisa Bigl:Mutare

Wahrscheinlich einer meiner Neon-Flashs, die ich gern mal habe, aber warum auch nicht bei all dem Grau draußen. Dem setzten die Designer allerlei entgegen, zum Beispiel ein adrettes Männermodel im Slip mit Fliege und High Heels. Eingekleidet vom einzigen Mann unter den Studenten, aber das nur nebenbei. Insgesamt war es eine beeindruckende und gelungene Schau ambitionierter Designer, die mit ihrem Kollektiv-Gedanken das folgende Event einen Tag später wunderbar einleiteten:

Martin Grubinger

Martin Grubinger performte am 2. März mit den Berliner Philharmonikern und zeigte vor ausverkauftem Publikum im Großen Saal, dass er einer der besten Perkussionisten weltweit ist. Da ich selbst Schlagzeug spiele, war ich natürlich doppelt gespannt auf den 35-jährigen Drummer aus Österreich. Laut einem Tagesspiegel-Interview besitzt er daheim mehr als 700 (!) Schlaginstrumente und einen eigenen Fußballplatz, verbrennt bei Konzerten 2000 Kalorien und hat einen höheren körperlichen Verschleiß als ein Profifußballer! Das wundert mich allerdings nicht. In der Konzert-Einführung erfuhr ich, dass es Grubinger auf 1000 Schläge pro Minute bringt – ein absoluter Wahnsinn. Das Konzert war dann fast noch mehr. Unter der Leitung von Dirigent Zubin Mehta trommelte sich der Drummer regelrecht in Ekstase, was Teil des amerikanischen „Marching Drummings“ ist. Die Stücke hatte etwas Zirzensisches (das musste ich allerdings nachlesen, denn für die Verrenkungen und Ausrufe des Künstlers hatte ich keinen Begriff parat). Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren: Trommeln und Schreien. Es wirkte befreiend und animalisch und so ganz anders als man es bei einem klassischen Konzert erwartet.

Grubinger ging voll aus sich heraus und hatte dabei die Unterstützung von einem grandiosen Orchester, das vor der Pause selbst mit einem kollektiven Schrei überraschte. Ich kann schwer beschreiben, wie sich das alles anfühlte, es war auf alle Fälle ein Erlebnis für alle Sinne. Grubinger verließ unter Ovationen den Saal, der zweite Teil des Konzerts gehörte nun ganz den Berliner Philharmonikern. Und die glänzten weiter mit Nikolaj Rimsky-Korsakows Symphonischer Suite Schehezerade, in der verschiedene Episoden und Bilder aus Tausendundeiner Nacht in Musik gefasst wurden. Ja, ich bin beseelt aus dem Saal und kann nur schreiben, dass ich glücklich und dankbar bin, selbst ein Instrument zu spielen. Mit Geige, Flöte und Klavier kam ich trotz der Hoffnungen meiner Eltern ja nicht weit, mit dem Schlagzeug bin ich zumindest höchst motiviert.

Aber ehe ich mich heute meinem Hobby widme, möchte ich noch einen Schwenk zu meiner Heimatstadt finden, in der Grubinger Ende März mit den Dresdner Philharmonikern auftritt, und ganz unbescheiden auf den Tagesspiegel von heute verweisen, in dem sich mein Interview mit Schauspieler Axel Milberg finden lässt:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/tatort-schauspieler-axel-milberg-ich-bin-gerne-treu-aber-nicht-als-konsument/24058598.html

Ich hatte ihn auf der Berlinale getroffen, wo er mir mit seinem ganz eigenen spitzbübigen Lächeln von seinen „wilden Daumen“ erzählte, mit denen er nachts im Bett neben seiner Frau den Roman „Düsternbrook“ tippte, der im Mai erscheint. Milberg ist für mich ein grandioser Schauspieler, der eine leise, humorvolle Art hat, die in Kommissar Borowski, seiner Kieler Tatort-Figur, wiederzufinden ist. Oder andersherum. Vielleicht täusche ich mich auch, schließlich kenne ich den Schauspieler nur beruflich, nichtsdestotrotz ist es immer eine Freude, mit ihm zu sprechen. Und der Tatort heute Abend – „Borowski und das Glück der anderen“ – ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Ich empfehle mich an dieser Stelle und freue mich auf die kommende Woche mit einem neuen Berliner Feiertag: dem 8. März. Klar, dass ich den freigeschaufelten Frauentag zelebrieren werde. Wie, wird sich/ werde ich zeigen…